Jubiläum – 600 Jahre von Enzberg in Mühlheim
Das Jahr 2009 war in der Geschichte des Heimatvereins ein besonderes Jahr.
Ein wirklich geschichtlicher Höhepunkt für Mühlheim und Umgebung.
Dies war Anlass für die Stadt Mühlheim und dem Landkreis Tuttlingen in Zusammenarbeit mit der Familie von Enzberg und dem Heimatverein ein umfangreiches Jubiläumsprogramm auszuarbeiten.
Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde die Bedeutung dieses Jubiläums gewürdigt.
Seit 600 Jahren hat die Familie von Enzberg in der Donaustadt ihre Heimat. Freiherr Wilfried von Enzberg ist der 16.Schlossherr in Mühlheim. Namengebend für die Familie war die Burg Enzberg einem Stadtteil des heutigen Mühlacker. Im Jahr 1384 wurde die Burg in einer kriegerischen Auseinandersetzung zerstört. Den Herren von Enzberg gelang es vom Unterlauf der Enz an die etwa 200 km entfernte junge Donau überzusiedeln und dort einen neuen Herrschaftssitz zu erwerben. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Herrschaft total überschuldet, dies änderte sich u.a. durch die glückliche Eheschließung im Jahr 1701. Nikolaus Karl, der Sohn des Generals Nikolaus Friedrich, heiratete Maria Ursula von Hallweil, die ihrem Mann zahlreiche Besitzungen in der Schweiz zuführte. So konnte der Schuldenstand abgebaut und nach 1751 sogar das Mühlheimer Schloss grundlegend renoviert werden. Der finanzielle Spielraum, größere Aufgaben auf einmal zu tätigen, blieb immer eingeschränkt. Die einfache Lebensführung der Eltern, unterstreicht den eisernen Willen, den Familienbesitz im Großen und Ganzen weiterzugeben nach dem Motto „Was Du erbst von Deine Vätern…“
Am 1. Juli 1973 wurde Wilfried Freiherr von Enzberg von seinem Vater per Übergabevertrag die Verantwortung für den gesamten Grundbesitz übertragen.
Die Ausstellung 600 Jahre Adelshaus Enzberg in Mühlheim und im Landkreis Tuttlingen 1409 – 2009: „Schätze aus den Archiven“ präsentierte Kostbarkeiten aus dem Adelsarchiv Enzberg und aus den Archiven der ehemals zur Herrschaft Enzberg-Mühlheim gehörenden Kreisgemeinden.
Für 8500 Gulden haben vor 600 Jahren die Brüder von Enzberg die Besitztümer um Mühlheim gekauft.
Die Urkunde des Geschäfts lagert im Enzbergschen Archiv.
„Ein Archiv wie man es sich vorstellt: ein Gewölbekeller, verschlossen mit einer dicken Eisentür und mehreren Vorhängeschlössern“, schwärmt Kreisarchivar Dr. Hans-Joachim Schuster bei der Eröffnung.
So bewegt die Geschichte derer von Enzberg war, so bewegt war auch die des Archivs: Im Dritten Reich wurde es von der Gestapo abgeholt und nach Berlin gebracht, weil man daraus Erkenntnisse sammeln wollte über die Hexenverfolgung, hieß es. Das war 1935. Freiherr Konrad von Enzberg und sein Sohn Heinrich kämpften dafür, dass das Archiv zurück nach Mühlheim kam.
Buchübergabe
600 Jahre Adelsfamilie Enzberg, hat den Geschichtsverein des Landkreises, die Stadt Mühlheim, den Heimatverein und die Familie von Enzberg veranlasst, das Buch „600 Jahre Haus Enzberg im Raum Mühlheim/Tuttlingen herauszubringen, das im Beisein zahlreicher Festgäste vorgestellt wurde.
Ein Geschichts- und Heimatbuch das von mehreren Autoren und der Leitung von Dr.Schuster geschrieben und durch den Thorbecke Verlag veröffentlicht wurde.
Eine Besonderheit war die angebotene Schlossführung mit Archivführung. Der imposante Bau des Hinteren Schlosses bildet den nordwestlichen Eckpunkt der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Eine Erweiterung und ein Umbau nach Plänen des Deutschordensbaumeister Johann Caspar Bagnato Mitte des 18.Jahrhundert verlieh dem Schloss sein heutiges Gepräge.
Die Ausstellung „Das Obere Donautal in alten Ansichten“ war Teil des Jubiläumsprogramms.
Mühlheim war Teil einer Gemeinschaftsausstellung. An drei Standorten, im Vorderen Schloss in Mühlheim, im Heimatmuseum Oberes Donautal in Fridingen und in der Kunstgalerie des Landkreises Sigmaringen im Schloss Meßkirch wurden insgesamt rund 300 Exponate – Gemälde, Druckgrafiken und frühe Fotos – vom 17. bis 20. Jahrhundert ausgestellt.
Selten hat man das Donautal in einer „Bildergalerie“ so in seiner Gesamtheit zu sehen bekommen.
In Mühlheim sind 120 Exponate – Bilder, Lithografien, Fotografien, Kartenansichten – von Geisingen bis nach Beuron, vor allem sehr viele Darstellungen von Schloss Bronnen zu sehen. Darunter auch zwei Malereien von dem gebürtigen Fridinger Conrad Zoll aus dem 18./19.Jahrhundert, die bisher noch nie der Öffentlichkeit zugänglich waren.
In Fridingen sind es vor allem die Malereien der Künstlerfamilien Zoll, Epple und Bucher.
Einweihung Kräutergarten bei der Sebastianskapelle
Standort Turbine am Mühlekanal
Aller guten Dinge sind drei: Nach der Neugestaltung des Schwedengrabes im Jahr 2007 hat die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein und vielen freiwilligen Helfern das Umfeld um die Sebastianskapelle hergerichtet und mit einem kleinen Festakt der Bestimmung übergeben.
Die alte Turbine am ehemaligen Mühlekanal erinnert an die 1970 abgebrochene Stadtmühle sowie die Nutzung der Wasserkraft.
Ausstellung zur Mühlheimer und Stettener Wirtshausgeschichte
Gastwirtschaften haben für das Zusammenleben der Menschen schon immer eine wichtige Funktion ausgeübt – so auch in Mühlheim und Stetten.
Die Ausstellung konnte mit einigen Besonderheiten aufwarten. Bereits die Eröffnungsmusik war einzigartig: Aus einem über einhundert Jahre altem Kosmophon aus dem ehemaligen Gasthaus „Schützen“ erklang das Lied „Die Fischerin vom Bodensee“.
Auch wurde der historische Stammtisch von 1895 nachgespielt, die Akteure stellten das „lebende Bild“ in Szene.
Das erste Gasthaus in Mühlheim wurde 1610 urkundlich erwähnt: Es ist das Gasthaus „Rössle“ ebenso wie das Wirtshaus „Zum Hirschen“, dessen Geschichte ebenfalls bis in das Jahr 1610 zurückgeht.
Die Wirtshäuser sind ein fast unerschöpfliches Thema, sie standen zu damaligen Zeiten alle entlang der Hauptstraße und spielten für die Stadt Mühlheim eine wichtige Rolle. Unter anderem dienten sie den Pilgern als Herberge, die zur Wallfahrtskirche Maria Hilf auf den Welschenberg unterwegs waren.
Außerdem waren die meistern Gasthäuser auch Abnehmer für das Bier der Enzberger Schlossbrauerei, die von 1680 bis 1929 existierte.
Insgesamt wurde die Geschichte von 28 Wirtshäusern auf Stellwänden und Vitrinen dargestellt.
Abbau des „Brünnele“
Mit dem Ausbau der Landstraße 277 musste aus Verkehrssicherheitsgründen das markante „Brünnele“ versetzt werden. Der rund drei Meter Hohe Bildstock aus Bärenthaler Tuffstein wurde im Jahr 1935 von Jordan Schnell errichtet. Der Bildstock soll nach erfolgter Restaurierung von Eduard Schnell bei der Brunnenstubenquelle einen neuen Platz erhalten.
Mit einem nicht ganz unwesentlichen finanziellen Beitrag haben wir das alte historische Wirtshausschild vom Gasthaus Rössle restaurieren lassen. Weitere wertvolle Gegenstände wurden gekauft, gestiftet oder als Leihgabe übergeben. So unter anderem ein künstlerisch bedeutendes Reliquienkreuz, gestiftet für das Museum von Horst Dieter von Enzberg. Ein Bierkrug und Bierglas aus der Zeit um 1900 mit Mühlheimer Motiven, sowie einen historischen Plan von 1893 mit der Obstbaumbepflanzung der „Rösslehalde“ konnte käuflich erworben werden.